Sie sind teilweise über 80 Jahre alt, wohnen in einer Seniorenresidenz in Jork – und doch dürfen sie beim Stader Lauf der Schulen starten. Am Mittwoch sind die „Rolling Apples“ auf die Strecke gegangen – mit Rollator, Rollstuhl und Gehstock.

Um 14 Uhr ertönt kurz das Martinshorn und die Gruppe setzt sich in Bewegung. Der Streifenwagen rollt im Schritttempo vorneweg, dahinter die Seniorinnen und Senioren des Pflegewohnstifts in Jork. Einige mit Rollstuhl, Rollator, Gehstock; andere stützen sich gegenseitig. Ein Kilometer hin, ein Kilometer zurück. „Laufen, aber ganz gemütlich“, sagt Wencke Delekat, die Leiterin der sozialen Betreuung.

Delekat hat schon bei ihrem vorherigen Job in Stade mehrfach Seniorengruppen beim Altstadtlauf an den Start geschickt. Doch weil der Altstadtlauf ausfällt, darf sie mit ihrer Jorker Gruppe beim Lauf der Schulen starten, „außer Konkurrenz“, sagt sie: „Mit Dritt- oder Viertklässlern wollen wir uns schon gar nicht messen.“

Senioren bewältigen singend die Strecke

Die mehr als 50 Senioren und Pflegekräfte laufen über den Osterminnerweg zwischen Apfelbäumen entlang. Sie tragen weiße Shirts mit dem Teamnamen „Rolling Apples“. Sie plaudern, singen Klassiker wie „Michaela“. „Bewegung ist das eine“, sagt Delekat, „mir ist aber auch das Gemeinschaftsgefühl wichtig.“ Und noch etwas: „Ältere Menschen erfahren wenig Anerkennung. Wenn sie hier eine Medaille bekommen, ist das doch eine schöne Geschichte.“ Die meisten sind über 80, die Älteste ist 96.

 

Alle Beteiligten hatten ihren Spaß.

Elisabeth Ternes (78) und Christina Paap (75) sind die Vorsitzenden des Heimbeirats, ein Gremium, das die Heimbewohner vertritt. „Wir sind schon letztes Jahr mitgelaufen und fanden die Aktion ganz toll“, sagt Ternes, die Vorsitzende. Für den Lauf am Mittwoch hat sie ihren Dialysetermin extra verschoben.

Ohnehin spielt Bewegung eine wichtige Rolle für die Heimbewohnerinnen. Früher, sagt Paap, habe sie „ganz Nordfriesland“ zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn auf dem Fahrrad erkundet, trotz ihrer MS-Erkrankung. „Wir haben häufiger Pausen gemacht, dafür aber habe ich es geschafft“, sagt Paap. Dann kamen der Gehstock, die Krücken und schließlich der Rollstuhl. „Was bei mir die Beine nicht mehr können, müssen jetzt die Arme machen.“

Am Mittwoch sind beide im Rollstuhl auf die Strecke gegangen. Nach einem Kilometer gab es „legales Doping“ (Delekat) auf dem Herzapfelhof: Butterkuchen und Kaffee. Danach ging es wieder zurück.

3000 Schüler beim Lauf der Schulen

Als es 2008 zum ersten Mal den Lauf der Schulen in Stade gab, gingen 56 Klassen mit 820 Schülerinnen und Schülern an den Start. Heute – zwölf Jahre später – haben sich die Zahlen verdreifacht. Laut der Organisatoren starten derzeit rund 150 Klassen mit 3000 Schülerinnen und Schülern. „Der Lauf wird wahnsinnig gut angenommen“, sagt Organisator Gerd Maxin vom VfL Stade. Unterstützt wird der Lauf vom Sponsorenpool „Stade 21“. Wegen der Absage des Stader Altstadtlaufs läuft jede Klasse zwischen dem 1. und 22. September an einem Ort und einem Termin ihrer Wahl. Die Laufleistung wird online gemeldet, sodass die besten Klassen mit Preisen ausgezeichnet werden können. Neu ist, dass die Klassen auf ihre Medaillen verzichten können und stattdessen zum Beispiel Schulprojekte oder Geflüchtete in der Hansestadt Stade unterstützen können.

Quelle. Stader Tageblatt / Fotos: Tim Scholz

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